Die Nato ist nicht hirntot, sondern herztot

In diesen Tagen feiern die wichtigsten Politiker der Welt (oder die, die dafür gehalten werden) den 70. Geburtstag des Nordatlantischen Verteidigungs- und Unterstützungsbündnisses Nato. Und wie es in einem höheren Alter üblich ist, schaut man auf ein bewegtes Leben zurück. Und ist man mal ehrlich, dass ist die Nato an sich ein Erfolgsprojekt. Man hat in den letzten siebzig Jahren den Gegner „Warschauer Pakt“ ohne einen einzigen Schuss besiegt, sein Machtgebiet bis an die Grenzen des Angstgegners Russland ausgeweitet und längst die UNO als „Instanz“ des militärischen Eingriffs abgelöst.
Doch nun kommt doch just zum Geburtstag von „Oma Nato“ der Jungspund Macron aus Frankreich um die Ecke und bescheinigt der Jubilarin den Hirntod! Welch ein Sakrileg! Die gesamte Familie bietet dem Burschen konsequenterweise ein paar saftige Schellen an. Sowas zu sagen geht gar nicht! Schon gar nicht, wenn Onkel Donald grade alle Familienmitglieder doch so schön in den Griff gekriegt hat und dazu verdonnerte, das Altenheim für Omi anständig zu bezahlen. Die Ossi-Familienmitglieder machen das lieber. Schließlich wohnen die ja näher dran am eisigen Nachbarn Russland – und für sie ist Omis Unterstützung demzufolge eine Herzenssache. Die anderen Nato-Familienmitglieder sehen den Geburtstag wohl eher als familiären Pflichtbesuch, was vielleicht am ehesten zeigt, dass der freche Franzose in seiner Einschätzung „tot“ zwar richtig ist – er aber Herz und Hirn vielleicht verwechselt.
Die Kopfnote der Nato stimmt auch 70 Jahre nach dem Start des „Kalten Krieges“ – Beistand im Notfall und die Suche nach gemeinsamen Gegnern (jetzt eher China als Russland) funktioniert nach wie vor. Aber eine Herzenssache ist „Omi Nato“ nicht mehr – dafür müsste man sich erklären. Das aber widerspräche den simplen Profitinteressen, denen das Bündnis seit dreißig Jahren hinterher rennt!