Unterschriften und die Suche nach Theaterabonnenten

Heute sind in Plauen an die Oberbürgermeister von Zwickau und Plauen, Dr. Pia Findeiß und Ralf Oberdorfer gut 43.000 Unterschriften übergeben worden – vom Bündnis „Pro Theater Plauen-Zwickau“. Das breit angelegte Bündnis – von Vereinen und namhaften Bürgern in erste Linie getragen – freute sich über die große Anzahl derer, die eine Online-Petition und deren analoge Schwester unterzeichneten. Auch wenn die Stimmenaufteilung ein wenig merkwürdig ausschaute – die analog abgegebenen Stimmen wurden beiden OBs überreicht, die Online-Stimmen nur dem der jeweiligen Stadt – ist das Zeichen deutlich: Die Menschen in Südwestsachsen wollen ein produzierendes Vier-Sparten-Theater und keinen bespielten Musentempel. Den klarsten Kernsatz des Tages sagte Theater-Fördervereinschef Lutz Behrens: „Die Schauspieler sollen hier bei uns wohnen und ansprechbar sein. Sie sollen identitätsstiftend für unser Theater sein.“

Andere Kernsätze waren auch zu hören. So gab Plauens OB Oberdorfer unumwunden zu, dass man noch nicht wirklich wisse, wie man die vereinbarten Zahlungen in einen rechtskonformen Haushaltsplan für die Spitzenstadt einbauen könne. Einen anderen Kernsatz hatte Pia Findeiß dabei. „Wir wissen, dass die Finanzierung des Theaters in erster Linie von den Möglichkeiten in Plauen abhängen.“ Übersetzt heißt das: Wir in Zwickau haben eigentlich kein Problem, das Theater zu bezahlen – ihr in Plauen schon! Nimmt man mal die nackten Zahlen her, weiß man, warum die Zwickauerin problemlos sticheln kann: Ihre Stadt hat die mehr als vierfache Einnahmehöhe in der Gewerbesteuer als die Spitzenstadt. Das ist übrigens die einzige Steuer, mit der Kommunen echt Kohle machen können. Dieses Zeichen verfehlter Wirtschaftspolitik in Plauen ist allerdings ein anderes Thema… Lieber murmelt man gebetsmühlenartig, dass doch die Kreise gefälligst in die Finanzierung einzusteigen hätten – wohl wissend, dass die Kommune zumindest teilweise diese Kosten über eine erhöhte Kreisumlage doch wieder zahlen müsste.

Pia Findeiß hatte aber zumindest noch einen Punkt im Gepäck, der vordergründig erst einmal schmunzeln lässt, der aber vor allem von Kreativität im Denken zeugt, die der Plauener Verwaltung hin und wieder zu fehlen scheint: „Wenn all die Leute, die diese Petition unterzeichnet haben, ein Theater-Abo kaufen, hat das Theater die doppelten Einnahmen wie bisher.“ Das stimmt ganz sicher, denn das Theater hat – entgegen der allgemein vertretenen Meinung – aus meiner Sicht vor allem ein Imageproblem. Es gehen ganz einfach zu wenige zahlende Besucher in die beiden Theater. Das hat Gründe: Einerseits fehlt eine halbe Generation Menschen, die ins Theater gehen – dem Exodus des Ostens sei zweifelhafter Dank. Zum zweiten hat sich die Zeit des „Zwangsurlaubs“ für die Theaterbeschäftigten verdoppelt, damit die Kommunen nicht die Tarifsteigerungen zahlen müssen. Wo kein Theater stattfindet, kann halt auch keiner hingehen.

Dennoch müssen die Stadträte – auch ich bin ein solcher in Plauen – demnächst den gefundenen Kompromiss absegnen. Sie beschließen in Plauen, dass 2015 knapp 4 Millionen, 2016 gut 3,6 Millionen, 2017 etwa 3,3 Millionen und ab 2018 jeweils knapp 3 Millionen Euro in den Musentempel gibt. Dabei beschließen die Stadträte zwar einen Finanzrahmen, wissen aber leider nicht, was sie für das Geld bekommen. Sie wissen nicht, wie viel Theater am Ende des Prozesses stehen soll. Das wäre quasi so, als würde man 30.000 Euro beim Mehrmarken-Autohaus heute auf den Tisch packen, in der Hoffnung auf ein gescheites Auto in drei Jahren. Dann gibt es vielleicht einen schicken Mittelklasse-Kombi – oder eben nur einen Kleinwagen ohne Anhängekupplung? Bleibt die Hoffnung, dass bei einem Beschluss der Stadträte am Ende – um im Bild zu bleiben – wenigstens ein Kompaktauto rauskommt. Leider hat man in der Theaterleitung noch keinen Gedanken auf den Tisch gelegt, wie die „Karre“ am Ende aussehen könnte. Wir reden quasi über etwas, wovon keiner weiß, wie es ausschaut. Auch interessant, irgendwie…

Ministerin ahnungslos, aber vielleicht schon im Wahlkampfmodus – eine Glosse

Diese Vogtländer aber auch wieder. Zerreißen sich doch glatt die Mäuler darüber, dass die sächsische Hochschulministerin Eva-Maria Stange nach Plauen kommt und zum Thema der neuen gewünschten Studienrichtung „Mineralische Baustoffe“ nun aber sowas von nix zu sagen weiß, dass es weh tut. Man muss sich das ja wirklich mal vorstellen: Die gute Frau, die den Job nicht zum ersten Mal macht, hatte vermutlich erst mal damit gut zu tun, ihr Büromöbel wieder so hinzustellen, wie es 2006 bis 2009 dastand. Zwischenzeitlich hatte ja die Frau Schorlemmer mal im Ledersessel des Hochschulministerbüros Platz genommen.

Und dann musste sie ja auch noch die ganzen Briefe aus Plauen lesen, wo irgendwelche Meckerer und Nörgler aus Rathaus, Parteien, und Vereinen ihr in mehr oder minder poetischer Form ans Herz legten, dass die Landesausstellung Industriekultur doch gefälligst hier und nicht in Zwickau stattfinden solle, weil die Trabi-Städter ihr Horch-Hochhaus nicht rechtzeitig fertig sanieren können.

Zum guten Schluss kommt auch noch diese nervige junge Abgeordnete Pfeil aus Plauen und will unbedingt die Ministerin in ihre Heimatstadt locken. In der Folge fährt die Gute nun schon nach Plauen und dann fragen doch die Typen von der Zeitung tatsächlich nach, wie es denn mit der neuen Studienrichtung ausschaut. Da braucht so eine Ministerin doch schon ein bisschen Vorbereitung. Hätte sie sich vielleicht im Auto von Dresden nach Plauen für derartig freche und unerwartete Medienfragen ins Bild setzen lassen können?

Nein, vermutlich feilte sie da an ihrem Wahlprogramm, weil sie doch lieber am 7.Juni Oberbürgerin von Dresden werden mag. Und dass bis dahin die neue Studienrichtung durch die Frau Stange positiv beschieden werden müsste, ist bei der Arbeitsgeschwindigkeit eines Ministeriums ohnehin nicht zu befürchten…

Sporthallen-Ideen und der umgehende Gegenwind

Ralf Oberdorfer hat zum Neujahrsempfang vor zwei Wochen eine Katze aus dem Sack gelassen: Bernd Märtner, vielbeschäftigter, umtriebiger Unternehmer und Handballfreak plant in der Elsteraue, einem über alle Parteigrenzen als Entwicklungsgebiet geschätztem Plauener Stadtteil, eine Multifunktionsarena zu errichten. Handball will er dort spielen lassen – am besten seine 04-er Oberlosa-Jungs in der Mitteldeutschen Oberliga, in die sich seine Mannschaft anschickt aufzusteigen. 2.000 Gäste sollen hier Platz finden, wenn die Handballer aufs Parkett laufen. Die Idee fand ein sofortiges Echo – umgehenden Gegenwind wie in Plauen üblich. Schließlich gehört die Spitzenstadt ja zum Vogtland wo umgangssprachlich gern „aaner dem annern sei Deifel is“.

Die Festhalle fürchtet um ihre meist nur zweitklassigen Veranstaltungen. Andere sorgen sich um die Auslastung der Halle. Rein sportlich gesehen blickt Märtner als Visionär sicher auch auf den HC Einheit Plauen, der schon in der Mitteldeutschen Oberliga spielt, dort auf Rang zwei liegt und am Aufstieg zur 3. Liga schnuppert. Perspektivisch wird wohl kein Weg daran vorbei führen, beide Vereine enger kooperieren zu lassen – und wenn man gar höhere Ziele verfolgt die Mannschaften zu fusionieren, wenngleich das für viele Handballfans heute noch völlig unvorstellbar erscheint. Und der Mann ist ein kühler Stratege, der Die Halle privat finanzieren und betreiben will. Ob er dafür die nötige Kompetenz hat oder nicht (man kann sich eine solche auch durch gutes Personal einkaufen), sei dahingestellt. Er hat auf jeden Fall den finanziellen Background, dank eines florierenden Unternehmens, das viele Aufträge auch im Vogtland ausführt, die weitaus meisten aber weit außerhalb.

Worum geht es also bei der Kritik? Will man jemandem, der innovativ und visionär ein Thema angeht etwa Knüppel zwischen die Beine werfen? Will man sich nicht der womöglich besseren Konkurrenz eines privaten Hallen-Betreibers stellen? Will man sich lästige Arbeit vom Halse halten, die mit dem Projekt vielleicht auf die Verwaltung zukäme? Oder ist es gar so, dass man dem Unternehmer neidisch und missgünstig entgegen tritt, weil er erfolgreich ist?

Vielleicht ist es ein Konglomerat mehrerer Gründe, warum man die Idee ablehnt, ohne sie gründlich durchdacht und besprochen zu haben. Jede andere Stadt wäre froh und stolz, wenn ein regionales Unternehmen den Mut aufbringen würde, in der Region Geld anzulegen – und sei es am Ende nur ein Steuersparmodell, was hier der Allgemeinheit zur Verfügung stehen würde. In Plauen aber regen sich all jene, die nichts verändert haben wollen, am Status quo. Statt den mutigen Investor zu ermutigen, vielleicht dieses Projekt noch größer zu planen, um Plauen in eine Liga mit den großen Veranstaltungshallen in Chemnitz, Dresden oder Bayreuth zu stellen, mutiert die Spitzenstadt zu einem Hort kleinbürgerlicher Bedenkenträger. Derzeit machen große Veranstalter mangels wirklich guter und großer Locations gern einen Bogen um die Spitzenstadt. Sicher: Das Nutzungskonzept für die Multifunktionsarena könnte man vielleicht gemeinsam mit dem Mäzen verifizieren und neue Ideen einbringen. Auch über die Gestaltung und die nötige Infrastruktur muss man sprechen, aber grundsätzlich sollte man Bernd Märtner ein Zeichen geben, dass man seine Innovationsfreude schätzt. Kleingeistig waren wir in Plauen doch nun wirklich lange genug…

Sport als Spiegel der Gesellschaft und sie Sache mit dem Schiedsgericht

Sport ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Diese Regel, die einst in der DDR gepriesen wurde, ist bei weiten nicht so falsch, wie manch einer meinen könnte. Über Jahrzehnte standen die deutschen für Kampfkraft, Entbehrungsbereitschaft und Leidenschaft in der Sportwelt und wurden als Gesellschaft auch so betrachtet. Gehen wir also einfacherweise davon aus, dass dieses Spiegelbild-Sprichwort tatsächlich passen könnte.

In diesem Fall gab es in dieser Woche ein überaus richtungsweisendes Urteil, das eine Sportlerin nicht nur im besten Falle für sie um ein paar Millionen reicher machen könnte, sondern das System der Schiedsgerichtsbarkeit im Sport revolutionieren dürfte: Claudia Pechstein, Dauerbrennerin auf den langen Kufen und den Eisovalen der Welt hat wenige Wochen vor ihrem 43. Geburtstag das Recht erstritten, vor einem ordentlichen Gericht überprüfen zu lassen, ob denn die Sperre wegen auffälliger Blutwerte rechtens war. Dass sie mittlerweile als mit einer positiv wirkenden körperlichen Anomalie gesegnet gilt, hat vielleicht einen Teil dazu beigetragen, dass die Berlinerin den erwünschten gerichtlichen Beschluss entgegennehmen konnte, dass ihre Unterschrift, den CAS-Schiedsgerichtshof für Sportler als höchste Instanz anzuerkennen, in einem Rechtsstaat keine Gültigkeit hat. Der Gang zu einem ordentlichen Gericht muss jedem Bürger, also auch einem Sportler, frei stehen – so urteilten jetzt zusammengefasst die Richter am Oberlandesgericht München. Claudia Pechstein wird vermutlich nicht mehr Leistungssport betreiben, wenn einst das offizielle Urteil fällt, wie das zu betrachten ist, mit ihrer Sperre und wie denn das wirtschaftlich zu wichten ist, was ihr in den Jahren der Sperre alles so an Sponsorengeld entgangen sein dürfte.

Kommen wir zurück dazu, dass der Sport ja Spiegelbild der Gesellschaft ist. Dann dürfte es ja auch so sein, dass die geplanten Freihandelsabkommen, die Schiedsgerichte vorsieht, die von Firmen angerufen werden können, falls sie sich von Staaten benachteiligt fühlen, rechtswidrig sein müssten. Vorgesehen ist nämlich, dass die Sprüche dieser juristisch fragwürdigen Gerichte sowie deren Urteile bindend sind und keine rechtsstaatliche Überprüfungsinstanz haben. Jetzt aber haben die Münchner Richter gesprochen: Jedem Bürger (und selbstverständlich auch jeder juristischen Person und jeder staatlichen Institution) steht es zu, ein Schiedsgerichtsurteil nach rechtsstaatlichen Kriterien prüfen zu lassen. Insofern tun unsere Politiker und Geheimverhandler der EU gut daran, sich an geltendes Recht zu halten und derartige Schiedsgerichte bei TTIP und TISA vielleicht gleich in die Mülltonne der Geschichte zu stopfen. Ansonsten sollte jedem klar sein, dass zumindest die Chance große ist, dass ein ähnliches Urteil, wie es jetzt bei Pechstein vs. CAS gefallen ist, ganz sicher auch bei Bürger vs. TTIP fallen dürfte.

Die Macht der Bilder und die „Lügenpresse“

Manchmal kommt es zufällig zu außergewöhnlichen Überkreuzungen von völlig verschiedenen Themen. So auch gestern.

Da geben Reporter zu, dass sie die Öffentlichkeit getäuscht haben. Das schöne Bild der gemeinsamen Trauer der wichtigsten Staatschefs der Erde in Paris war nur ein gestelltes Foto für die Medien. Nicht, dass man das von allein öffentlich gemacht hätte, nein, nein. In sozialen Netzwerken wurde der Fake aufgedeckt und erst danach erklärte man auch offiziell der Öffentlichkeit, dass dieses Bild eben nicht den Trauerzug darstellte, sondern nur Kraft des besseren Bildes zur Veranschaulichung dienen sollte. Kein Wort der Entschuldigung für eine unglaubliche Täuschung der Öffentlichkeit, kein Wort des Eingestehens eines Fehlers. Statt dessen faseln sie über Sicherheitsgründe und machen sich zum Komplizen der Mächtigen, die sich scheinbar aus Angst vor ihrem Volk regelrecht in die Hosen machen. Warum sonst sollten sie abseits der Bevölkerung die Macht des Bildes nutzen wollen?

Quasi als überkreuzendes Thema dazu kommt die Meldung über die Medien, dass der von den „Pegida“-Demonstranten jüngst oft genutzte Begriff „Lügenpresse“ zum Unwort des Jahres gewählt worden ist, weil es eine unrühmliche Geschichte seit dem ersten Weltkrieg habe, weil es in der Naziszene üblich sei und weil es die gesamte Medienbranche über Bausch und Bogen diffamiere. Gewählt wurde das Unwort des Jahres wie bereits seit 1991 von vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten. Geht man mal davon aus, dass der Journalistenkollege ob des gewählten Begriffes seine Befangenheit erklärt hat, darf man nur hoffen, dass die vier Sprachexperten nicht in vorauseilendem Gehorsam das Wort erwählten.

In jedem Fall ist der Kontext beider Ereignisse eine höchst unglücklichen Fügung für die Medienkollegen. Spott und Häme gibt es für jene, die ihre journalistische Sorgfaltspflicht vernachlässigten. Dennoch geht die ganze Sache tiefer – sie enthüllt eine schwierige Melange zwischen politisch und wirtschaftlich Mächtigen und denen, die ihnen eigentlich auf die Finger schauen müssten. Dass so etwas gerade am Vortag des 125. Geburtstag des vermeintlich unbestechlichsten Journalisten der Neuzeit, Kurt Tucholsky, herauskommt, gibt der Geschichte einen fast schon dramatischen Anstrich.

Journalisten, die schreiben, was die Mächtigen wollen – das war in Diktaturen üblich. In Demokratien aber sollen sie kritisch und dennoch inhaltlich korrekt als vierte Gewalt im Staate agieren. Wenn man sich zum Mündel der Politik und Wirtschaft macht, muss man sich nicht wundern, wenn einen unzufriedene Menschen mit dem Unwort des Jahres betiteln – bei allem Verständnis dafür, dass der Begriff geschichtlich höchst negativ besetzt ist. Doch wo liegt die Lösung dieses Dilemmas? Vielleicht im Pressekodex, der vor 24 Jahren, als ich erstmals journalistisch tätig wurde, noch in jeder Redaktionsstube hing – als Mahnung und als Leitplanke für die tägliche Arbeit.

Wenn alle Kollegen sich darauf besinnen, dann wird das 2014-er Unwort des Jahres sicher künftig eher selten im Mundes geführt.

Thüringen sieht’s schon als Rohrkrepierer: Spendenkonto für den Staat?

Satte 532 Euro haben Thüringer im vergangenen Jahr eingezahlt, um dem Freistaat zu helfen, seine Schulden abzubauen. Diese Summe auch nur als Tropfen auf den heißen Stein zu bezeichnen, verbietet sich bei einem Schuldenstand von mehr als 18,4 Milliarden Euro des Freistaates. Immerhin haben sieben Thüringer für den Schuldenabbau gespendet – einer gab in zehn Überweisungen (Quelle MDR Thüringen) allein fünfhundert Euro. Ein Spaßvogel überwies immer wieder kleine Cent-Beträge. Damit dürfe am Ende der Verwaltungsaufwand höher sein als der Ertrag. Ein hochrangiger Finanzbeamter hat angeblich das Schuldentilgungskonto des Freistaates angeblich als „Rohrkrepierer“ bezeichnet.

Diese Petitesse an sich kann vielleicht zu einem Schmunzeln führen, aber der Hintergrund ist aus meiner Sicht sehr bedenklich. Dass ernst zu nehmende Politiker der Meinung sind, dass doch gern einige vermögende Bürger über ihre Steuerpflicht hinaus den Freistaat beim Schuldenabbau helfen könnten (das mag eine hübsch quergedachte Idee sein) offenbart eine Denkweise, die man leider in der Politik oft trifft: Der Bürger soll regeln, was die Politik in den vergangenen Jahren verzapft hat. Deutschland ist nicht gerade das, was man als Steuerparadies bezeichnen kann. Wer Einkommen und Besitz hat, muss sich angemessen am Gemeinwohl beteiligen. Das ist gesellschaftlicher Konsens. Dass jemand freiwillig mehr zahlen möchte, erscheint skurril…und ist es auch! Kein Mensch will mehr Steuern bezahlen, als er muss. Ein Spendenkonto für den Staat ist somit eben eine reine Schnapsidee!

Dass der Staat mit seinen hohen Steuern nicht auskommt, macht nachdenklich – gleiches gilt auch für die Verteilung der Steuereinnahmen. Dass der Bundesfinanzminister über seinem „Haushalt der schwarzen Null“ vor Lachen kaum in den Schlaf findet, mag man ihm gönnen. Auch dass die Bundesländer durchaus ausreichend ausgestattet sind, darf ebenfalls erfreuen. Eine Katastrophe jedoch ist, dass Kreise und Kommunen in der Verteilung des von allen bezahlten Steuergeldes benachteiligt werden. Diese schreiende Ungerechtigkeit der Steuergesetzgebung hat selten jemand thematisiert. Die Kommunalvertreter sollten unbedingt den Mund aufmachen und ihre Bedürfnisse einfordern.

In Sachsen beispielsweise sind viele Kommunen notorisch klamm und vor einiger Zeit beschloss der Freistaat, dass seine Kommunen eine so genannte Doppik-Buchhaltung (so ähnlich wie bei Unternehmen) zu führen haben. Dabei wird der Wertverlust von Gebäuden und Anlagen als negatives Ergebnis ausgewiesen. Das soll quasi den Blick schärfen, dass man auf Verschleiß lebt. Dumm nur, dass man sich im Freistaat Sachsen nicht dazu durchringen konnte, die Regeln für die Kommunen auch auf sich selbst anzuwenden. Warum nur?

Tote in Frankreich: Wer darf trauern und wer ist Charlie?

Vor zwei Tagen starben im Kugelhagel vermutlich fanatischer Muslime in Frankreich zwölf Menschen – Mitarbeiter der Zeitung Charlie Hebdo, die vor allem in Deutschland bekannt wurde, weil sie die aus Dänemark stammenden Mohamed-Karrikaturen veröffentlichten, was sich in Deutschland keiner in großem Umfand traute. Hierzulande will man immer politisch korrekt sein. Darum kümmerten sich die Macher von ¨Charlie Hebdo¨ nicht. Satire darf alles, behauptete einst Kurt Tucholksy. Getreu diesem Motto arbeiteten die Franzosen – zuletzt unter Leitung von Stephane Charbonnier. Das eigentlich als eher links verortete Blatt galt als islamkritisch, was in Frankreich, wo es aufgrund der Kolonialhistorie besonders viele muslimische Menschen gibt, natürlich zu Protesten führte.

Soziale Ungerechtigkeiten und die Provokationen des Blattes, das rund 30.000 Zeitungen jeder Ausgabe an den Mann brachte, haben nun wohl dazu geführt, dass die Pressefreiheit mit Waffen bekämpft wurde. Das darf nicht sein und so formierte sich schnell über soziale Netzwerke eine besondere Form der Trauer. ¨Je suis Charlie¨ – ¨Ich bin Charlie¨ nennt sich die Kampagne, die in Windeseile eine riesige Trauergemeinde all jener formierte, die neben der Tötung der Journalisten einen gewaltsamen Tod der Pressefreiheit (auch wenn sie oft bei uns nur auf dem Papier und nicht in der Zeitung steht) nicht hinnehmen wollten. Doch schon bald regte sich Widerstand – ¨Wir sind Charlie – ihr nicht¨ schallte es medial aus allerlei ideologisch gefärbten Ecken beispielsweise den Pegida-Leuten entgegen, die sich durch dieses Attentat in ihren islamkritischen Haltungen bestärkt fühlen und sich in die Charlie-Trauernden einreihten.

Doch wer darf nun eigentlich trauern, nur die Guten, die immer multikulturell und friedlich miteinander leben möchten oder auch Menschen, die eine zunehmende ¨Islamisierung¨ befürchten und darauf verweisen, dass der Koran nicht gerade das Buch ist, welches mit einer Friedenstaube auf dem Buchdeckel daher kommt. Man möge mich nicht falsch verstehen, ich bin kein Fan dieser komischen Demos in Dresden und anderswo, aber ich denke, dass die diffusen Ängste der dort mitlaufenden Leute nach wie vor weder von Medien noch von den Politikern korrekt wiedergegeben wurden. Und ich wage die Prognose, dass dieses furchtbare Terrorereignis in Frankreich Wasser auf die Mühlen der Pegida-Bewegung ist – die Zahl der Teilnehmer zur nächsten Demo in Dresden wird es zeigen. In jedem Falle sollte sich niemand zensieren lassen – in seinem Ansinnen, einen Angriff auf unsere demokratische Gesellschaft und deren Anker nicht zu goutieren.

Die Tötung der beiden vermeintlichen Täter durch die Spezialeinheiten der Polizei werden in Frankreich ganz sicher für weitere Unruhe sorgen – ist sie doch der Garant dafür, dass Verschwörungstheorien schneller auftauchen werden, als die nächste Mohamed-Karrikatur. Doch auch wir sollten wachsam sein, dass man jetzt nicht wie nach den Anschlägen auf das World Trade-Center uns Sicherheit vor Terror bietet, der mit einer Beschneidung unserer Freiheit einher geht. Seid achtsam!

Theater ums Theater: Was gibt’s für 15 Millionen Euro?

von Ingo Eckardt

Am 6. Januar haben sich in Zwickau Politiker der Städte Plauen und Zwickau getroffen, um die Zukunft des fusionierten Theaters Plauen-Zwickau zu beraten. Man packte – aufgrund des massiven Protestes aus der Bevölkerung in beiden Städten – drei Millionen Euro auf die geplanten 12 Millionen jährlich drauf, mit denen das Theater ab 2018 auskommen muss. Doch es gibt eine Menge Fragen, die nicht beantwortet sind: Wie viel Theater kann man in drei Jahren für 15 Millionen Euro bekommen? Wie viel Personal muss abgebaut werden und vor allem in welchen Sparten? Was bedeutet der Aderlass für das Theater? Und vor allem: Welche Strukturen kann man entwickeln, um den gesellschaftlichen Auftrag des Theaters noch zu erfüllen?

Aus rein Plauener Sicht sieht das ohnehin schwierig aus. Denn es ist völlig unklar, wie es in der derzeitigen Haushaltslage gelingen soll, jährlich eine Million Euro mehr aufzubringen, als bisher geplant. Dass ein warmer Gewerbesteuerregen in den kommenden drei Jahren über Plauen seine Schleusen öffnet, darf man getrost ausschließen. Wo will Ralf Oberdorfer mit seiner Verwaltung sich denn das Geld aus seinen Rippen schwitzen? Welches Tafelsilber will man denn verscherbeln, um Jahr für Jahr das Theater zu finanzieren. Man wird keinen rechtssicheren Haushalt mehr aufstellen können, ist zu vermuten.

Gibt sich der Plauener OB tatsächlich der irrigen Annahme hin, dass die Landkreise als Träger mit in die Theaterehe einsteigen? Das wäre vielleicht im Vogtland – trotz sicher großen Gegenwindes aus dem Göltzschtal – sogar noch möglich, wenngleich sicher sehr unwahrscheinlich. Der Landkreis Zwickau hingegen, wird einen Teufel tun. Ein guter Teil der Bewohner im Kreis Zwickau ist schneller am Chemnitzer Schauspiel als in Zwickau. Wie soll der Zwickauer Landrat Scheuer das denn seinen Bürgern erklären? Zumal die Bezuschussungszeche am Ende von den Kommunen über die weiter steigende Kreisumlage getragen werden muss?

Was ich mich frage: Vielleicht ist die Theaterehe ja einfach nicht mehr zeitgemäß? Vielleicht wäre ein kleines, schlagkräftiges Vogtlandtheater ja eine gute Lösung? Oder vielleicht kann man ja die Orchester- und Theaterlandschaft in der gesamten Euregio Egrensis in einem großen Wurf neu ordnen? Dazu müsste man halt einfach mal miteinander reden – mit den Kulturschaffenden in Cheb und Asch, in Hof und Greiz, in Plauen und Zwickau. Wenn man sich einig wäre, könnte man seine Forderungen in geballter Form an die entsprechenden Adressen in Prag, München, Erfurt und Dresden richten. Vielleicht könnte man mit den entsprechenden Staatsverträgen ein kulturell richtig großes Rad drehen?

Und wer jetzt sagt, dass solche Ideen doch nur irre Visionen sind, der hat im kleinkariert-kleinstaatlichen Denken unserer Zeit leider Recht. Aber ohne Visionen hätte wohl einst der Architekt Andreas Schubert niemals die größte Ziegelsteinbrücke der Welt ins Vogtland gesetzt… Vogtländer können was erreichen, wenn sie sich was trauen! Trauen wir uns doch einfach, mal den ersten Schritt zu machen!