Tote in Frankreich: Wer darf trauern und wer ist Charlie?

Vor zwei Tagen starben im Kugelhagel vermutlich fanatischer Muslime in Frankreich zwölf Menschen – Mitarbeiter der Zeitung Charlie Hebdo, die vor allem in Deutschland bekannt wurde, weil sie die aus Dänemark stammenden Mohamed-Karrikaturen veröffentlichten, was sich in Deutschland keiner in großem Umfand traute. Hierzulande will man immer politisch korrekt sein. Darum kümmerten sich die Macher von ¨Charlie Hebdo¨ nicht. Satire darf alles, behauptete einst Kurt Tucholksy. Getreu diesem Motto arbeiteten die Franzosen – zuletzt unter Leitung von Stephane Charbonnier. Das eigentlich als eher links verortete Blatt galt als islamkritisch, was in Frankreich, wo es aufgrund der Kolonialhistorie besonders viele muslimische Menschen gibt, natürlich zu Protesten führte.

Soziale Ungerechtigkeiten und die Provokationen des Blattes, das rund 30.000 Zeitungen jeder Ausgabe an den Mann brachte, haben nun wohl dazu geführt, dass die Pressefreiheit mit Waffen bekämpft wurde. Das darf nicht sein und so formierte sich schnell über soziale Netzwerke eine besondere Form der Trauer. ¨Je suis Charlie¨ – ¨Ich bin Charlie¨ nennt sich die Kampagne, die in Windeseile eine riesige Trauergemeinde all jener formierte, die neben der Tötung der Journalisten einen gewaltsamen Tod der Pressefreiheit (auch wenn sie oft bei uns nur auf dem Papier und nicht in der Zeitung steht) nicht hinnehmen wollten. Doch schon bald regte sich Widerstand – ¨Wir sind Charlie – ihr nicht¨ schallte es medial aus allerlei ideologisch gefärbten Ecken beispielsweise den Pegida-Leuten entgegen, die sich durch dieses Attentat in ihren islamkritischen Haltungen bestärkt fühlen und sich in die Charlie-Trauernden einreihten.

Doch wer darf nun eigentlich trauern, nur die Guten, die immer multikulturell und friedlich miteinander leben möchten oder auch Menschen, die eine zunehmende ¨Islamisierung¨ befürchten und darauf verweisen, dass der Koran nicht gerade das Buch ist, welches mit einer Friedenstaube auf dem Buchdeckel daher kommt. Man möge mich nicht falsch verstehen, ich bin kein Fan dieser komischen Demos in Dresden und anderswo, aber ich denke, dass die diffusen Ängste der dort mitlaufenden Leute nach wie vor weder von Medien noch von den Politikern korrekt wiedergegeben wurden. Und ich wage die Prognose, dass dieses furchtbare Terrorereignis in Frankreich Wasser auf die Mühlen der Pegida-Bewegung ist – die Zahl der Teilnehmer zur nächsten Demo in Dresden wird es zeigen. In jedem Falle sollte sich niemand zensieren lassen – in seinem Ansinnen, einen Angriff auf unsere demokratische Gesellschaft und deren Anker nicht zu goutieren.

Die Tötung der beiden vermeintlichen Täter durch die Spezialeinheiten der Polizei werden in Frankreich ganz sicher für weitere Unruhe sorgen – ist sie doch der Garant dafür, dass Verschwörungstheorien schneller auftauchen werden, als die nächste Mohamed-Karrikatur. Doch auch wir sollten wachsam sein, dass man jetzt nicht wie nach den Anschlägen auf das World Trade-Center uns Sicherheit vor Terror bietet, der mit einer Beschneidung unserer Freiheit einher geht. Seid achtsam!

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