Sporthallen-Ideen und der umgehende Gegenwind

Ralf Oberdorfer hat zum Neujahrsempfang vor zwei Wochen eine Katze aus dem Sack gelassen: Bernd Märtner, vielbeschäftigter, umtriebiger Unternehmer und Handballfreak plant in der Elsteraue, einem über alle Parteigrenzen als Entwicklungsgebiet geschätztem Plauener Stadtteil, eine Multifunktionsarena zu errichten. Handball will er dort spielen lassen – am besten seine 04-er Oberlosa-Jungs in der Mitteldeutschen Oberliga, in die sich seine Mannschaft anschickt aufzusteigen. 2.000 Gäste sollen hier Platz finden, wenn die Handballer aufs Parkett laufen. Die Idee fand ein sofortiges Echo – umgehenden Gegenwind wie in Plauen üblich. Schließlich gehört die Spitzenstadt ja zum Vogtland wo umgangssprachlich gern „aaner dem annern sei Deifel is“.

Die Festhalle fürchtet um ihre meist nur zweitklassigen Veranstaltungen. Andere sorgen sich um die Auslastung der Halle. Rein sportlich gesehen blickt Märtner als Visionär sicher auch auf den HC Einheit Plauen, der schon in der Mitteldeutschen Oberliga spielt, dort auf Rang zwei liegt und am Aufstieg zur 3. Liga schnuppert. Perspektivisch wird wohl kein Weg daran vorbei führen, beide Vereine enger kooperieren zu lassen – und wenn man gar höhere Ziele verfolgt die Mannschaften zu fusionieren, wenngleich das für viele Handballfans heute noch völlig unvorstellbar erscheint. Und der Mann ist ein kühler Stratege, der Die Halle privat finanzieren und betreiben will. Ob er dafür die nötige Kompetenz hat oder nicht (man kann sich eine solche auch durch gutes Personal einkaufen), sei dahingestellt. Er hat auf jeden Fall den finanziellen Background, dank eines florierenden Unternehmens, das viele Aufträge auch im Vogtland ausführt, die weitaus meisten aber weit außerhalb.

Worum geht es also bei der Kritik? Will man jemandem, der innovativ und visionär ein Thema angeht etwa Knüppel zwischen die Beine werfen? Will man sich nicht der womöglich besseren Konkurrenz eines privaten Hallen-Betreibers stellen? Will man sich lästige Arbeit vom Halse halten, die mit dem Projekt vielleicht auf die Verwaltung zukäme? Oder ist es gar so, dass man dem Unternehmer neidisch und missgünstig entgegen tritt, weil er erfolgreich ist?

Vielleicht ist es ein Konglomerat mehrerer Gründe, warum man die Idee ablehnt, ohne sie gründlich durchdacht und besprochen zu haben. Jede andere Stadt wäre froh und stolz, wenn ein regionales Unternehmen den Mut aufbringen würde, in der Region Geld anzulegen – und sei es am Ende nur ein Steuersparmodell, was hier der Allgemeinheit zur Verfügung stehen würde. In Plauen aber regen sich all jene, die nichts verändert haben wollen, am Status quo. Statt den mutigen Investor zu ermutigen, vielleicht dieses Projekt noch größer zu planen, um Plauen in eine Liga mit den großen Veranstaltungshallen in Chemnitz, Dresden oder Bayreuth zu stellen, mutiert die Spitzenstadt zu einem Hort kleinbürgerlicher Bedenkenträger. Derzeit machen große Veranstalter mangels wirklich guter und großer Locations gern einen Bogen um die Spitzenstadt. Sicher: Das Nutzungskonzept für die Multifunktionsarena könnte man vielleicht gemeinsam mit dem Mäzen verifizieren und neue Ideen einbringen. Auch über die Gestaltung und die nötige Infrastruktur muss man sprechen, aber grundsätzlich sollte man Bernd Märtner ein Zeichen geben, dass man seine Innovationsfreude schätzt. Kleingeistig waren wir in Plauen doch nun wirklich lange genug…

2 Kommentare

  1. Ich 🐸🐸🐸 · Januar 21, 2015

    Das ist doch wie mit allem in Plauen. Stadtgalerie …..brauchen wir nicht. Nachtbus……brauchen wir nicht. Bahnhof Mitte…..um Gottes Willen. Dann kommt da noch einer, der auf eigene Kosten eine Mehrzweckhalle bauen will… Da kann doch was nicht stimmen!!! Ich könnte kotzen. 😤😤😤

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    • ingoeckardt · Januar 21, 2015

      Lieber „Ich“, es wäre nett, wenn Sie Ihren Kommentar nicht anonym, sondern zumindest mit vollständigem Namen gepostet hätten. Ich stehe hier ebenfalls mit meinem Namen für die Dinge ein, die ich von mir gebe. Danke vorab, dass dieser Hinweis künftig beachtet wird! Im Tenor kann ich Ihre Meinung nur bestätigen. VG Ingo Eckardt

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