Kommunikationsstrategie zur Erstaufnahmeeinrichtung in der Plamag? Fehlanzeige!

Nun hat als auch das Vogtland eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber, die nach wie vor zu tausenden in unser Land strömen. Im einstigen Plamag-Territorium wurde eine ehemalige Kleinteile-Produktionshalle, die dieses Jahr noch der „Schau auf Design“ als Messestandort diente, eine Notunterkunft eingerichtet. Ein wenig frische Farbe an die Wand, Holzwände zwischen die Säulen und Vorhang davor, neue Fußböden rein und Feldbetten fünf pro „Raum“ aufgestellt – dies ist das Zuhause für bis zu sechs Monate für Menschen, die in Deutschland um Aufnahme ersuchen.

Einen Tag vor dem geplanten Bezug der Einrichtung durfte die Bevölkerung mal rein schauen – unter strikter Bewachung von Security-Bediensteten und einem ansehnlichen Polizeiaufgebot. Zu sehen und zu hören gab es einiges – zwischen Schwarzmalerei und Schönfärberei, zwischen dümmlich-platter Neiddebatte und versuchter Beruhigungspille.

Es gäbe keine signifikanten Hinweise darauf, dass es größere Kriminalität in der Nähe von Erstaufnahmeeinrichtungen in Sachsen gibt. Es gäbe keine Hinweise auf gesundheitliche Gefahren für die Bevölkerung, die von den noch nicht gesundheitlich untersuchten Flüchtlingen ausgeht. Und die Straßenbahn dürften die Bewohner auch nur mit Fahrschein fahren, wie jeder andere Bürger auch. Das sagt Peter Darmstadt – Abteilungsleiter Asyl und Ausländer an der Landesdirektion Sachsen. Die Besucher sahen dies teilweise anders und insbesondere die direkten Anwohner konnten ihre Sorgen nicht als ausgeräumt betrachten – man wird sehen, ob die Beruhigungspillen gerechtfertigt sind. Man wird beobachten müssen, ob wirklich alles so rosig sein wird, wie angekündigt. Die Entscheider der Landesdirektion leben nicht neben der Unterkunft…

Der Gewinner der Einrichtung ist sicher der neue Besitzer des Geländes, der einen mittelfristigen Mietvertrag – alimentiert aus dem Steuertopf – erhalten hat. Da gab es sicher am Ende des Tages mal ein Fläschchen Schampus extra.

Natürlich gab es auch Leute, die statt interessiert mit dumpfen Sprüchen versuchten, ihren Unmut kund zu tun. „Mein Mann muss auch mit seinen vier Kollegen auf Montage in einem Zimmer schlafen. Und der bezahlt sogar noch dafür“, meinte eine Frau im Angesicht von fünf Feldbetten in einer kleinen Schlafkoje der neuen Aufnahmeeinrichtung. Da fiel den meisten anderen Besuchern nicht mehr dazu ein. Wie lange würden es solche Menschen wohl in einer solchen Massenunterkunft aushalten?

Es war gut, dass die Bürger in die noch im Baustellen-Look präsentierte Erstaufnahme einmal in Augenschein nehmen konnten. Die Begründung, warum dies alles weitgehend ohne Informationen im Vorfeld ablief, klang dann zwar martialisch und irgendwie auch logisch, ist doch aber inhaltlich mehr als dünn. Wörtlich sagte der Landesdirektionsmitarbeiter: „Wenn wir ankündigen, ein Gebäude in der Umbauphase zu haben, müssen wir sofort den Sicherheitsdienst beauftragen, das Gebäude zu schützen“, erklärte Peter Darmstadt, warum man erst „kurz vor knapp“ erklärte, dass die Sache in trockenen Tüchern ist. Kapituliert der Staat hier vor Kriminellen, die Häuser anzünden? Wie weit sind wir eigentlich in diesem Land gekommen?

Ein Kommunikationskonzept, wie man die Bürger mit ins Boot holen kann, sieht jedenfalls anders aus. Zumal man damit unterschwellige und offene Befürchtungen der Anwohner bewusst provoziert, sie mit allerlei wirren Internet-Meldungen und ihren Sorgen allein lässt. Das ist einfach eine unendlich dumme Verfahrensweise, die übrigens schon häufiger auch von Landtagsmitgliedern kritisiert wurde. Die Beamten in den Behörden aber denken, es besser zu wissen, und machen was sie wollen – ihnen ist egal, was die gewählten Volksvertreter anregen. Auch hier wieder die Frage: Wie weit sind wir in unserem Land gekommen?

Wenigstens in einem Punkt wurde Tacheles gesprochen: In den Ländern, wo die Flüchtlinge derzeit gerade sind, also in den Flüchtlingscamps in Jordanien, dem Libanon und der Türkei, müssen wir ansetzen, um das Problem zu lösen und zu verhindern, dass sich die Leute aufmachen ins gelobte Europa… Wenigstens sind die Technokraten in der Landesdirektion noch nicht völlig frei davon, selbst  zu denken. Das macht dann doch wieder Hoffnung…

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